Weiden

Weiden schneiden

Weiden für das Flechten können entweder bei spezialisierten Weidenanbauern erworben oder in der Region selbst geschnitten werden. Im Folgenden erfahren Sie, wie Sie das passende Material für Ihre Flechtarbeiten eigenständig schneiden können und worauf Sie dabei achten sollten.

 

Wann können Weiden geschnitten werden?

Wer seinen Garten mit einem handgefertigten Objekt aus heimischen Weiden verschönern möchte, sollte bereits im Herbst nach Kopfweiden Ausschau halten. Diese dürfen jedoch nur von Ende November bis Ende Februar geschnitten werden. Nach diesem Zeitraum können die Vögel wieder in die Bäume zurückkehren, und die Weiden beginnen, mit ihren Kätzchen erste Bienennahrung bereitzustellen.

 

Wo finde ich Weiden?

Kopfweiden wachsen häufig an Bachläufen und zeichnen sich durch ihre charakteristische, bizarre Form aus. Es empfiehlt sich, den Besitzer oder einen Förster zu fragen, ob und wo das Schneiden gestattet ist. Oft sind die Eigentümer dankbar, wenn ihnen die Arbeit abgenommen wird. Auch bei biologischen Stationen, die regelmäßig ihre Weiden schneiden, kann man nachfragen. Diese haben oft mehr Material, als sie selbst benötigen.

 

Weiden richtig schneiden

Kopfweiden sollten alle 1–2 Jahre direkt über dem Stamm geschnitten werden, um die charakteristische Kopfform zu erhalten. Wenn die Äste zu dick werden, sind sie zum Flechten nicht mehr geeignet. Zudem kann es passieren, dass der „Kopf“ zu schwer wird und der Baum, bei älteren Exemplaren, auseinanderbricht. Es ist wichtig, den Baum vollständig zu schneiden, da es wenig sinnvoll ist, nur die „schönsten“ Äste zu wählen und den Rest stehen zu lassen. Durch regelmäßiges Schneiden vergrößert sich der Kopf jedes Jahr, was die Ernte für das kommende Jahr begünstigt. Für die dickeren Äste, die etwa für Zäune oder Hochbeete genutzt werden sollen, empfiehlt sich eine kräftige Astschere. Ich persönlich bevorzuge eine Ratschenschere, da sie den Kraftaufwand deutlich reduziert. Dünnere Äste lassen sich problemlos mit einer guten Gartenschere schneiden.

 

Geschnittene Weiden lagern

Die Weidenäste müssen nicht sofort verarbeitet werden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sie sich deutlich besser biegen lassen, wenn sie für einige Wochen an einem schattigen Ort im Garten gelagert werden. In dieser Zeit kann man in Ruhe Pläne für die geplanten Flechtarbeiten schmieden. Die Äste können im Schatten und auch bei Regen bis Mai/Juni gelagert werden, bevor sie weiterverarbeitet werden.

 

… und aufs Flechten freuen

Das Schneiden von Weiden an einem sonnigen Wintertag ist eine wunderbare Tätigkeit, die viel Freude bereitet. Doch das Flechten an einem warmen Frühlingstag ist noch weitaus schöner.

Weidenkugeln

Eine faszinierende Handwerkskunst

Weidenkugeln üben auf viele Menschen eine besondere Faszination aus – möglicherweise aufgrund ihrer wilden, aber doch gleichmäßigen Form. Dabei sind sie gar nicht schwer herzustellen. Auch wenn es manchmal schwierig ist, den Prozess in Worte zu fassen, beantworten die folgenden Fotos hoffentlich alle offenen Fragen.

Das Grundgerüst

Zu Beginn benötigen Sie eine lange, biegsame Weide, die ineinander verschlungen wird. Dieser Ring bildet den inneren Durchmesser der Kugel. Insgesamt werden etwa sechs solcher Ringe benötigt. Nachdem diese Ringe hergestellt sind, werden sie nacheinander zu einem Gerüst zusammengefügt. Jeder Kreuzungspunkt wird mit einem Bindfaden fest verknotet. Der Bindfaden muss nicht besonders sorgfältig aussehen, da er später wieder entfernt wird.

 

Weiden einziehen

Die Weiden, die nun durch das Gerüst gezogen werden, sollten etwas länger sein als der Umfang der Kugel. Es ist wichtig, dass Sie immer mit dem dickeren Ende der Weide beginnen, sie durchzuziehen. Flechten Sie unter und über die Weiden des „Gerüsts“ und legen Sie das Ende anschließend unter eine Weide nach innen. Danach wird das dünne Ende verflochten. Achten Sie darauf, dass die Weidenruten nicht brechen und keine Knicke bekommen.

 

Die Nacharbeit

Sobald mehrere Lagen geflochten wurden und die Kugel spürbar an Festigkeit und Dichte gewonnen hat, können die Bindfäden entfernt werden. Jetzt haben Sie die Möglichkeit, kürzere Ruten oder anderes Material, wie farbige Zweige (z. B. roter Hartriegel) oder Filzbänder, einzuflechten. Zum Abschluss wird die Kugel versäubert, indem überstehende Spitzen abgeschnitten werden.

 

Dekorationsideen

Die Weidenkugeln sehen besonders schön aus, wenn eine Lichterkette von innen mit Draht befestigt wird. Dies sorgt nicht nur zur Weihnachtszeit für eine stimmungsvolle Atmosphäre, sondern auch an warmen Sommerabenden. Mit zwei Kugeln übereinander und einem Hut darauf lässt sich zudem ein hübscher Schneemann gestalten.

 

Meine Flechtkurse

Wenn Sie das Flechten von Weidenkugeln lieber unter Anleitung in einer angenehmen Runde ausprobieren möchten, sind meine Flechtkurse möglicherweise genau das Richtige für Sie

Pflege der Weidenobjekte

Weidenobjekte bestehen aus Naturmaterial und sind daher leider vergänglich. Doch gerade, wenn man sie selbst gefertigt hat, möchte man möglichst lange Freude daran haben.

 

Im Haus

Eine Möglichkeit zur Erhaltung ist, die Weidenobjekte im Haus aufzubewahren oder unter einem Dach zu platzieren, wo sie vor Wind und Wetter geschützt sind. Dies ist jedoch nicht immer praktikabel, besonders bei größeren Objekten wie Rankgerüsten, Blumensteckern, Windlichtern oder auch Hochbeeten, Zäunen und Skulpturen, die fest im Garten verankert sind und dort ihren Platz haben.

 

Im Garten: Leinöl und Terpentin

Für Weidenobjekte, die im Garten verbleiben, empfehle ich, sie mit einer Mischung aus 1 Teil Leinöl und 3 Teilen Terpentin zu behandeln. Leinöl ist ein traditionelles, natürliches Holzschutzmittel, das in jedem Baumarkt erhältlich ist. Die Verdünnung mit Terpentin beschleunigt das Eindringen des Öls und sorgt dafür, dass die Oberfläche schnell trocknet. Diese Mischung ist farblos und verleiht den Weidenobjekten einen natürlichen Glanz sowie zusätzliche Festigkeit. Ohne Terpentin würde das Öl lange auf der Oberfläche verbleiben und die Weiden könnten klebrig werden. (Bitte beachten Sie die Sicherheitshinweise auf den Leinölflaschen!)

 

Jährliche Behandlung

Wenn Sie diese Behandlung im Frühjahr und Herbst (mindestens jedoch einmal jährlich) wiederholen, werden Sie viele Jahre lang Freude an Ihren Weidenobjekten haben.

Weidenrinde ernten

Ein paar Wochen nach dem Austrieb der Weiden (Ende April – Anfang Juni) und wenn der Saft in die Bäume steigt, kann mit dem Entrinden der Ruten begonnen werden. Am besten eignen sich 3–4 Jahre alte Weidenruten, da die Rinde in dieser Altersstufe eine gute Größe und Stabilität aufweist.

Mit einem scharfen Messer wird der Stock längs angeschnitten, dann wird die Rinde vorsichtig mit den Fingern auseinandergebogen und nach und nach vom Stock abgezogen. So erhält man lange, saftige Rindenstreifen, die einen herrlich frischen Duft verströmen. Der geschälte Stock fühlt sich ebenfalls angenehm weich an. Da Rinde die Tendenz hat, sich wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu begeben, sollte sie mit der Unterseite nach oben aufgerollt und mit einem Band fixiert werden. Danach muss sie einige Wochen vollständig durchtrocknen. Nach dieser Trocknungsphase wird die Rinde ins Wasser gelegt, wo sie innerhalb von etwa einer halben Stunde weich wird und sich dann verarbeiten lässt. Wenn verschiedene Weidensorten verwendet werden, entsteht ein schöner Farbenmix.

Die Rinde eignet sich hervorragend für das Flechten kleiner Körbe, Taschen, Amuletttäschchen und vieler weiterer Projekte. Sie kann auch verwendet werden, um in Taschen oder Körben dekorative Akzente zu setzen und lässt sich ganz einfach mit einer Haushaltsschere zuschneiden.

Die Weidenstöcke können zu Ringen gebogen, getrocknet und für die Herstellung von Rahmenkörben oder Schalen genutzt werden.

Natürlich können auch Rinden anderer Bäume verwendet werden, um unterschiedlich gemustertes Material in verschiedenen Stärken zu erhalten. In Schweden beispielsweise wird viel mit Birkenrinde gearbeitet, aus der sogar stabile Schneestiefel geflochten werden.

Die Erntezeit dauert nur ein paar Wochen und variiert je nach Weidensorte und Wetterlage.

Bauen mit Weiden

Das öko-forum Umweltberatung Luzern hat mich gebeten, meine Fotos für eine Broschüre verwenden zu dürfen – und ich habe gerne zugestimmt. 🙂

Die Broschüre bietet eine kompakte Anleitung, wie man sowohl große als auch kleine Weidenbauten anlegt und pflegt. Sie ist sehr ansprechend gestaltet, mit Fotos und Zeichnungen, die die Inhalte verständlich und praktisch umsetzen. In der Schweiz gibt es jedoch keine festgelegte Regelung, wann Weiden geschnitten werden dürfen. Zum Vergleich: In Deutschland ist das Schneiden von Weiden nur von Anfang November bis Ende Februar gestattet.

Obwohl die Broschüre nicht von mir stammt, möchte ich sie Ihnen nicht vorenthalten: